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Gastbeitrag: Test Japanischer Spitzentee – Gyokuro Kimigayo (2)

Ich möchte den gleichen Gyokuro Kimigayo von zwei unterschiedlichen Händlern testen:

  • Gyokuro Kimigayo von TeeGschwendner für 43,70 EUR / 50g
  • Gyokuro Kimigayo von Kobu Tee für 49,95 EUR / 100g

Kommen wir heute nun zum eigentlichen Test der Rarität:

Zu den Äußerlichkeiten:

Trotz gleichen Tees halte ich zwei völlig unterschiedliche Packungen vor mir.
So bekleckert sich die große Teekette (TeeGschwendner) nicht gerade mit Einfallsreichtum. Trist und einfach in einem
gewöhnlichen, aromaversiegelten Alubeutel kommt das edle Grün zum Kunden. Man könnte hier eventuell die Aussage: „Auf den Inhalt kommt es an“ zulassen und andere Teetrinker mögen die Verpackung nicht so sehr gewichten, aber in meinen Augen spielt eben auch das „Drumherum“ eine Rolle. Ich möchte von Beginn an von einem Tee gefangen genommen werden, und dazu zählt auch eine gewisse Haptik, die mir bereits vor dem Genuss das Gefühl vermittelt, etwas Besonders in den Händen zu halten. Ganz anders dagegen das Erscheinungsbild des im Internet erworbenen Kimigayos. Obwohl deutlich günstiger, wird dem Shincha hier in meinen Augen eine gebührende Ummantelung geboten. Im Kern steckt zwar auch ein Alubeutel der versiegelt ist, die Außenhülle besteht allerdings aus einem edel anmutenden Seidenpapier.

Der Blick ins Innere:

Beim Öffnen dann die nächste Enttäuschung auf Seiten des teureren Produkts: Einige der tiefgrünen nadelförmigen Blätter sind schon mehrfach gebrochen (auf dem Bild rechts, klicken um zu vergrößern).

Wieder ein Minus für die große Kette. Dem Tee wurde dem Anschein nach an irgendeinem Punkt auf dem Weg von der Plantage zum Kunden nicht die nötige Aufmerksamkeit geboten. Sehr schade für die Qualität dieses Tees. Dennoch sind die beiden Tees ansonsten vom Aussehen des Blattes identisch: Ein schönes hoch glänzendes Dunkelgrün spiegelt sich in den nadelförmig gerollten Blättern wieder. Die sehr feinen Strukturen der nur 0,5 bis 1mm starken Blätter zeugen von einem hohen handwerklichen Geschick bei ihre Herstellung. Der Duft, den die beiden Packungen nach dem Öffnen verströmen, ist betörend. Sirenengleich fühle ich mich unweigerlich in den Bann des Tees gezogen und kann es kaum erwarten, den ersten Schluck zu genießen.

Der Duft erinnert an eine frisch gemähte Wiese, ergänzt von einigen Blütendüften frischer Obstbäume. Umschlossen wird das Ganze durch einen wohligen Duft von schwerer Süße. Überhaupt ist diese Süße das Schlagwort, das sich durch den ganzen Test der Kimigayos ziehen wird. Die Eigensüße ist nahezu umwerfend, wird aber immer in Balance gehalten von den restlichen Aromen.

Das Tasting:

Für die Teeprobe verwendete ich jeweils 3 g Tee auf 120ml Wasser (klassisches TeaTaster Set).

Als Wasser verwendete ich ein sehr weiches Quellwasser, das zusätzlich über Nacht mit Bambuskohlestücken versetzt war. Die Bambuskohle soll helfen, den Charakter des Wassers positiv zu beeinflussen und ihm einen neutralen Geschmack geben. Wenn es gewünscht ist, kann ich gerne bei Interesse irgendwann nochmals näher auf meine Tests mit unterschiedlichem Wasser eingehen. Das Wasser wurde zunächst kurz aufgekocht und dann auf 75° abgekühlt. Die Ziehzeit betrug beim Tasting 5 Minuten.

Hinweis! Die Wassertemperatur und die Ziehzeit sind wirklich nur beim Tasting sinnvoll, um sämtliche Nuancen des Tees zu ergründen und diese bereits beim ersten und einzigen Aufguß in der Tasse zu haben, nicht jedoch beim Alltagsgenuss.

Hier sollte ein Gyokuro lediglich mit Wasser zwischen 50-60° C überbrüht werden und Ziehzeiten von 2 Min. (1. Aufguss) bzw. 30 – 50 Sekunden (weiteren Aufgüsse) eingehalten werden. Gute Gyokuros, wie der Kimigayo kann man abweichend davon auch mit noch niedrigeren Temperaturen und längeren Ziehzeiten genießen. Einem Tipp eines Teehändlers folgend, habe ich die für mich beste Erfahrung bei 45° C und 5 Min. Ziehzeit gemacht.

Auch beim Erscheinungsbild des Aufgusses nehmen sich die beiden Kontrahenten nicht viel. Beide Tees erreichten eine herrliche neongrüne Tasse die von Klarheit nur so strotzt.
Die Ausprägungen beim TeeGschwendner-Tee sind minimal von einem dunkleren Grün geformt. Die Infusionen der Tees (das aufgebrühte Blatt) leuchten in ihrem schönsten Grün und erinnern stark an Jade. Gleichmäßige Blattstrukturen und der verströmende liebliche Duft unterstreichen die Zugehörigkeit der Kimigayos zur höchsten Stufe japanischer Teekunst.

Der Geschmack:

Beide Tees bieten ein einzigartiges Aroma mit mildem und weichem Abgang. Der Geschmack ist süß und fruchtig mit einer sehr zarten, beerigen Note. Wie schon beim Duft erwähnt, stellt sich auch beim Verkosten eine tiefe Süße ein. Der Nachgeschmack in der Kehle bleibt lange erhalten und erinnert hier an die Milde einer Aprikose gefolgt von den säuerlichen Spitzen von Trauben.
Die Unterscheidung der beiden Tees spielt sich nur in Nuancen ab. Der über den Internethandel gekaufte Kimigayo bot eine stärkere Ausprägung der fruchtig-frische Säure, während der Kimigayo der Teekette, wenn auch nur minimal in seinen Ansätzen, eine Spur von Bitterkeit vorweist, die die Säure etwas in den Hintergrund verbannt. Ich führe diese Unterschiede darauf zurück, dass die Blätter des Gyokuros der Teekette teilweise gebrochen waren und somit der Tee während der Ziehzeit mehr Inhaltsstoffe freisetzen konnte.

Das Ergebnis:

Sowohl der von TeeGschwendner als auch der von „Kobu Tee“ bezogene Kimigayo sind würdige Aushängeschilder, der hohen teeverarbeitenden Kunst eines Gyokuros. Geschmacklich erscheinen sie abgehoben und losgelöst von dieser Welt. Dies ist aber in einer durchweg positiven Weise zu sehen, da sich die beiden Tees von anderen, man muss schon fast sagen, „gewöhnlichen“ Tees absetzen.

Die Blätter strahlen förmlich mit ihrer dunkelgrün glänzenden Oberfläche, der Duft betört ungemein und der Geschmack ist über alle Kritik erhaben. Getrübt wurde dieses Bild bei mir nur durch die im Vorfeld unsachgemäße Behandlung des Gyokuro von TeeGschwendner und dessen liebloser Verpackung; dafür dann den doppelten Preis zu verlangen, stößt bei mir auf leichtes Unverständnis. Bei TeeGschwendner wurde mir jedenfalls beteuert, dass ihr Produkt nur von einer besonderen Lage des Teegartens von Yoshimi Nishi bezogen wurde. Meine Geschmacksknospen sind zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht soweit ausgeprägt, um diese qualitativen Unterschiede der beiden Kimigayos auszumachen. Solange dies nicht der Fall ist, werde ich deshalb eher zu dem um 100% günstigeren Kimigayo aus dem Internetversandhandel greifen.

An dieser Stelle eine Aufforderung an alle Teeliebhaber: Testet ebenfalls die verschiedenen Kimigayos und schreibt Eure Erfahrungen als Kommentar ins TEELOG.
Um die Kritik aber nicht zu einseitig negativ gegen TeeGschwendner ausfallen zu lassen, möchte ich folgendes anmerken: Ich bin vollkommen davon überzeugt, dass ich lediglich ein unglückliches Händchen bei diesem Kauf des Kimigayos von TeeGschwendner hatte und mir beim nächsten Mal beim Öffnen der Packung ein perfektes Blatt entgegen strahlt.
Ich hoffe, dass ich mit der oben gemachten Beschreibung einigen Menschen eine Freude gemacht habe und in ihnen die Lust auf Tee geweckt habe. Desweitern werde ich in meinen zukünftigen Beiträgen versuchen, die Präsentationen meiner Tees zu optimieren und freue mich über jede Resonanz und produktives Feedback.

„Ihr müsst wissen, was ihr wisst; und wissen, was ihr nicht wisst, denn nur dann werdet ihr die Grenzen eurer Stärke deutlich sehen. Im Leben gibt es viele, die Wissen vortäuschen und andere in die Irre führen – keine Handlung kann verwerflicher sein als diese“
(Soshitsu Sen XV 1998, S. 139f.1); Soshitsu Sen (1998): Chado – Der Teeweg. 2. überarb.Aufl., Theseus Verlag, Berlin

Dr. Tea meint: Lieber Jörg, vielen Dank für Deinen Erstlingsbeitrag im TEELOG – Du schilderst in beeindruckender Manier Deine Erfahrungen mit diesem Spitzentee. Deiner Aufforderung an alle TEELOG-Leser, den Kimigayo auch auszuprobieren, und die Ergebnisse hier zu schildern, kann sich Dr. Tea nur anschließen. Wir freuen uns auf Deine nächsten Beiträge!Similar Posts:

8 Antworten auf “Gastbeitrag: Test Japanischer Spitzentee – Gyokuro Kimigayo (2)”

  1. Christian sagt:

    Hallo,
    danke für diesen sehr sorgfältigen und gut bebilderten Test!

    Auch die Klarstellung, dass es hier nicht um das Abwerten einer großen Teekette geht, hat mir gut gefallen (ich kaufe meinen Tee sehr gerne bei TeeGschwendner!!!).

    Fazit: Sehr guter Test!!! Wenn ich mir mal etwas gönnen möchte, dann werde ich diesen Tee versuchen.

    MfG
    Christian

  2. Rolf Schoffers sagt:

    Sehr geehrter Herr M.

    vielen Dank für den außergewöhnlichen Test unseres Gyokuru. So viel Mühe machen wir uns sonst nur selbst. Mir persönlich gefällt der Kimigayo auch sehr gut und dass ist auch der Grund warum wir ihn verkaufen. Bei uns zählt das Motto „Qualität zu fairen Preisen“.
    Eine kleine Anmerkung noch, wir sind kein reiner Versandhandel, sondern eher ein Ladengeschäft mit Versandmöglichkeit. Falls Sie einmal in unsere Nähe kommen sollten, würde ich mich freuen Ihnen eingige Spezialitäten kredenzen zu können.
    Mit freundlichem Gruß
    Rolf Schoffers
    KOBU-Tee und FUTON

  3. Jadefee sagt:

    Guten Tag,
    vielen Dank für die ausführliche Tee- und Testbeschreibung. Hat mich auf den Tee neugierig gemacht. Ich habe neulich bei der Teekette einen Japan Shincha Kirisakura gekauft und war angenehm von der Beratung überrascht (war an eine Japan-Tee-Fan-Verkäuferin geraten). Der Tee ist super und von guter Qualität. Allerdings stimme ich zu, auch mein Tee war lieblos in eine 0/8/15 Tüte verpackt. Der Stolz beim Kauf war beim Auspacken zu Hause dahin. Letztlich der Geschmack und das Umfüllen in eine dekorative Dose haben mir wieder Freude bereitet. Japan-Tee ist bei großen Ketten eben doch nur ein Produkt. Die damit verbundene Philosophie bleibt den kleinen und feinen Lädchen vorbehalten – und das ist gut so!!!
    Viele Grüße!
    Konni

    PS: Wie lagert man Japan Tee bestens?

    • Doctea - Teelog-Admin sagt:

      Hallo Jadefee,

      Japan-Tee lagert man – wie auch alle anderen Tees – am besten dunkel, trocken, bei Zimmertemperatur in einer Dose mit Aromaverschluß. Ich persönlich finde es auch schade, dass gerade kleine Teeläden die billigen Tüten nehmen. Das ist bei einigen Versandhändlern besser – die haben oft Aromaschutz-Tüten die vor dem Versand versiegelt werden. Die meisten haben zumindest schöne Dosen im Sortiment – einige sind so schlau, und bieten hochwertigen Tee gleich in einer Dose an – das macht dem Kunden mehr Freude und ist eine angemessen hochwertige „Verpackung“. Viele Grüße und weiter viel Spaß mit gutem Japan-Tee (genieße ich persönlich auch sehr gerne). Gruß, Susanne

  4. Max Meier sagt:

    hallo,
    wo bekomme ich günstig Gyokuro Tassen? Sie müssen nicht handbemalt sein o.ä. Nur die Form und das Volumen sollte stimmen.

  5. Max Meier sagt:

    Nun ja wirklich preiswert ist das ja nicht. Zumal ich eig nur einzelne Tassen suche.

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